Jan Barta wird neuer Sportdirektor der Löwen Frankfurt

Die Karriere von Jan Barta bei den Löwen ist lang und umfangreich. Bereits als Spieler war er zwei Jahre als Profi für die Frankfurt Lions, sowie die Löwen Frankfurt aktiv. Nach seiner sportlichen Karriere arbeitete er auf der Löwen-Geschäftsstelle und als Trainer beim Löwen Nachwuchs, bevor er dann den Posten des Asisstenztrainer der Profis übernommen hat. Mit ihm an der Bande gelang den Löwen Frankfurt im Jahr 2022 der lang ersehnte Aufstieg in die PENNY-DEL. Nur wenige kennen den Club mit allen seinen Facetten so gut wie er.
Auch das „Scouting“ ist für den früheren Stürmer kein neues Aufgabenfeld. Bereits in den vergangenen Jahren, mit Ausnahme der letzten Saison, war Jan Barta immer wieder in die Transfers der Löwen integriert. Über seinen Screen liefen auch Spieler wie beispielsweise Maksim Matushkin, Cameron Brace oder Ville Lajunen.
Sein Können hat er auch für die kommende Saison bereits unter Beweis gestellt. So waren die Löwen, auch dank Jan Barta, in Gesprächen mit beispielsweise Michael Joyaux weit fortgeschritten, bevor andere Clubs erst auf den Schweden aufmerksam wurden.
Wir wünschen unserem neuen Sportdirektor Jan Barta viel Erfolg bei seiner neuen Aufgabe.
Jan Barta, Sportdirektor:„Ich bin sehr dankbar und habe den nötigen Respekt davor, nun die sportlichen Geschicke leiten zu dürfen. Denn nach meiner Familie ist Eishockey alles für mich – und Eishockey ist Löwen Frankfurt.“
Stefan Krämer, geschäftsführender Gesellschafter:„Jan hat seit dem Ausscheiden von Daniel Heinrizi mit mir zusammen die Position des Sportdirektors kommissarisch übernommen und einen sehr guten Job gemacht. Jan kennt und lebt die Löwen Frankfurt. Darüber hinaus hat er viele Erfahrungen bei uns gesammelt und die Tätigkeiten eines Sportdirektors sind ihm nicht unbekannt. Jan ist unbestritten ein Eishockey-Fachmann, der sich deutschlandweit, auch durch seine Berufung durch den Deutschen Eishockey Bund (DEB), einen Namen gemacht hat. Somit reifte in mir der Gedanke, dass Jan aktuell die optimale Besetzung dieser Position ist. Nachdem wir nun auch auf der Zielgeraden mit einem neuen Asisstenztrainer sind, der ihn ersetzen wird, ist es an der Zeit, diese Entscheidung fix zu machen.“
Zu seinem offiziellen Start als Sportdirektor stand Jan Barta Rede und Antwort und gab interessante Einblicke in seine Arbeit, seine Philosophie und in die Zusammensetzung des neuen Kaders.
Das Interview als Video ist auf unserem YouTube-Kanal zu sehen.
Interview mit Sportdirektor Jan Barta zu seinem offiziellen Amtsantritt:
Neue Rolle als Sportdirektor
Christian Seelmann: Jan, der Club hat dir dieses Vertrauen ausgesprochen, was bedeutet das für dich - diese Verantwortung zu bekommen und was motiviert dich dabei besonders?
Jan Barta: Ich bin sehr dankbar und habe den nötigen Respekt davor, nun die sportlichen Geschicke leiten zu dürfen. Denn nach meiner Familie ist Eishockey alles für mich – und Eishockey ist Löwen Frankfurt.
Dein Weg bei den Löwen
CS: Du kennst die Löwen Frankfurt in- und auswendig. Du selbst warst für die Löwen zwei Jahre als Spieler aktiv, dann weitere zwei Jahre als Nachwuchstrainer, sowie in der Geschäftsstelle tätig. Anschließend warst du Asisstenztrainer in der DEL2 und hast direkt den Aufstieg in die DEL feiern dürfen. Seit dem Aufstieg warst du in den vergangenen drei Jahren der Asisstenztrainer in der ersten Liga. Wie hilft dir diese Erfahrung jetzt in deiner neuen Rolle?
JB: In all den Jahren konnte ich diesen Club aus verschiedensten Blickwinkeln erleben. Somit habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt und ein Gefühl dafür entwickelt, was zu diesem Club passt und funktioniert. Ich weiß, wie es sich als Spieler anfühlt, ich weiß, wie es ist als Trainer hinter der Bande zu stehen und ich habe auch schon auf der Geschäftsstelle gearbeitet. Daher kenne ich den Club wie kaum ein anderer und das hilft natürlich.
Zusammenarbeit und Entscheidungsprozesse
CS: Als Sportdirektor bist du nun für die strategischen Entscheidungen im Sport, sowie das Scouting und für die Kaderplanung verantwortlich. Wie gehst du mit dieser neuen Verantwortung um – und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Stefan Krämer, der als Geschäftsführer auch den Sport zu verantworten hat?
JB: Da ich bereits in der Vergangenheit, außer in der letzten Saison, im Bereich Scouting und Saisonplanung involviert war, sind diese Bereiche für mich nichts Neues. Klar, die Größenordnung und das Ausmaß der Entscheidungen, die ich in Absprache mit Stefan treffe, sind natürlich größer. Ich habe Leitplanken, aber auch eine gewisse Beinfreiheit. Und was das Vertragswesen angeht, ist Stefan mit seinem Know-how natürlich High-End.
CS: Bereits in der Vergangenheit hast du etliche Spieler „gefunden“, so wie beispielsweise Maksim Matushkin. Wie ist es dazu gekommen?
JB: In meiner Tätigkeit als Asisstenztrainer habe ich mir in ganz Europa viele Power-Plays angeschaut und dabei einen Spieler gesehen, der sich lateral an der blauen Linie besonders gut bewegt und die Unterzahlbox zur Verzweiflung gebracht hat. Hier habe ich gesagt: So einen brauchen wir - und ich bin glücklich, dass er zu uns gekommen ist und aktuell einer der besten Spieler ist, der je bei den Löwen gespielt hat. Aber auch viele andere sind in der Vergangenheit über mein Screen gelaufen. Spieler, wie beispielsweise Lajunen, Brace, Schweiger, Bicker, Niehus. Wie gesagt, Scouting ist nicht Neues für mich, nur jetzt in einer anderen Verantwortung.
CS: Das heißt, du schaust Eishockey tagein, tagaus oder wie habe ich mir das vorzustellen?
JB: Ja, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht stundenlang Eishockey schaue: die Löwen-Spiele, in der Vergangenheit die Gegneranalyse oder ich sehe mir Spiele in Nordamerika oder in den europäischen Ligen an. Das heißt ich sondiere überall den Markt.
CS: Der Weg vom Asisstenztrainer direkt zum Sportdirektor ist nicht neu, schauen wir beispielsweise nach Ingolstadt zu Tim Regan.
JB: Ja, das ist auch ein Beispiel wie es funktioniert, da schaue ich natürlich mal rüber, gehe aber hier mit den Löwen meinen eigenen Weg.
Philosophie in der Kaderplanung
CS: Wie gehst du bei der Kaderzusammenstellung konkret vor – und worauf legst du bei der Spielersuche besonderen Wert?
JB: Um die Mannschaft zu verbessern, analysiere ich Vakanzen in der Kaderstruktur gezielt und suche sehr individuell nach Spielern mit den spezifischen Fähigkeiten, die wir brauchen, um als Mannschaft erfolgreicher zu sein. Das bedeutet, bevor ein Spieler zu den Löwen kommt, habe ich viel Video-Material gesehen, einen Background-Check gemacht, viele Gespräche geführt und zu guter Letzt kommt dann ein persönliches Treffen.
CS: Was war der ausschlaggebende Grund bei der Verpflichtung von Mathew Wedman?
JB: Wir hatten mal einen „Gott im Slot“. Durch seinen Abgang war hier eine Vakanz spürbar. Matthew ist ein Spieler, der sich vor dem gegnerischen Tor zu Hause fühlt, er geht dahin wo es weh tut. Dadurch haben wir jetzt mehr taktische Möglichkeiten und das macht uns in der Offensive stärker.
CS: Welche Gründe stecken hinter der Verpflichtung von Michael Joyaux?
JB: Bei Michael ist es so, dass wir nach Maksim Matushkin noch jemanden brauchten, der als Motor das Spiel von hinten anschiebt und der auch Offensivqualitäten mitbringt. Bevor Michael in der zweiten schwedischen Liga für Furore sorgte, hatte ich ihn schon auf dem Schirm. Als nächsten Schritt habe ich mir Michael Joyaux Anfang des Jahres live vor Ort in Schweden angeschaut. Den Eindruck, welchen ich von ihm hatte, konnte er vor Ort bestätigen und mir war klar, Joyaux muss ein Löwe werden.
CS: Das heißt aber, es ist schon wichtig, dass wir wie in so einem Fall „First Mover“ sind.
JB: Definitiv, man muss natürlich frühzeitig sehr viel Arbeit investieren, was die ganze Analyse angeht. Im Fall Joyaux waren wir schneller, als andere Clubs, dadurch war der Verteidiger für andere nicht mehr auf dem Markt. Am Ende des Tages geht es darum, dass man ein Invest tätigt und davon den maximalen Return bekommt. Der Invest ist die ganze Vorarbeit, die ganze Prework wie wir sagen und die haben wir bei allen Spielern, die wir jetzt im Kader haben, zu 100 Prozent gemacht und daher freue ich mich auf alle Neuzugänge, die wir jetzt haben.
Umgang mit Abgängen
CS: Mit dem Abgang von Spielern, wie Dominik Bokk und Julian Napravnik haben sich viele Fans die Frage gestellt, wie sollen die Abgänge aufgefangen werden?
JB: Spieler, wie Bokk und Napravnik ersetzen wir nicht eins zu eins. Bei Dominik war recht früh klar, dass er wechseln wird, und bei Julian haben wir uns ab einem gewissen Zeitpunkt bewusst dafür entschieden, einen anderen Plan zu verfolgen. Wenn man so will ersetzt Lilja-Bokk und Wedmann-Napravnik. Wenn wir schon im Sturm sind, dann Dunham Erik Brown. Ein Großteil der Mannschaft bleibt zusammen, denn wir wollen die Erfahrungen aus der letzten Saison nutzen und zu unserem Vorteil machen. Zudem ergänzen wir unseren Kader gezielt mit Spielern, die mit ihren Fähigkeiten das Team besser machen.
CS: Du hast Jakob Lilja angesprochen - in deinen Augen auch mit einer der Top-Transfers?
JB: Definitiv - auch ein Spieler, den ich schon lange beobachte. Er ist ein sehr kompletter Spieler, sehr spielintelligent, einer mit „Team-First-Mentalität". Ihn in Frankfurt zu haben, das macht uns als Club besser.
Fokus auf junge deutsche Spieler
CS: Die Löwen setzen bewusst auf junge deutsche Spieler. Inwiefern werden sie auch in der kommenden Saison eine große Rolle spielen?
JB: Ja natürlich, das haben wir auch in der Vergangenheit gezeigt. Spieler, die wir geholt haben, wie beispielsweise Markus Schweiger oder Daniel Wirt - beide sind bei uns von jungen deutschen Talenten zu A-Nationalspielern gereift und diesen Weg könnte auch Noah Dunham gehen, den wir aus Ingolstadt verpflichtet haben. Er ist kurz davor, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen und das natürlich am besten bei uns.
In den Kose-Zwillingen sehen wir großes Potential. Wenn junge Spieler durch ihre professionelle Einstellung und genug Ehrgeiz zeigen, dass sie den Weg bei den Löwen gehen wollen, bekommen sie vom Club 100-prozentige Unterstützung.
Kevin Bicker war, trotz einer verletzungsgeplagten Saison, zuletzt im Camp bei den Detroit RedWings. Das liegt auch daran, dass er bei den Löwen top trainiert ist und wir einen intensiven Austausch mit Detroit pflegen.
Die Löwen-Philosophie wird immer sein, einen konsequenten Fokus auf junge deutsche Talente zu legen.
CS: Auf was hast du bei der Zusammenstellung der Verteidiger geachtet?
JB: In der vergangenen Saison fehlte es uns an rechtsschießenden Verteidigern. Somit lag der Fokus bei den Neuverpflichtungen auf diesen Kriterien. Nun haben wir mit Tommy Pasanen, Michael Joyaux, Daniel Wirt und einer weiteren Neuverpflichtung gleich vier Rechtshänder in der Verteidigung. Dies gibt uns im Spielaufbau und in der Offensive mehr Möglichkeiten.
Die Torhüterposition
CS: Die Löwen haben sich auf das Torhüter-Duo Cody Brenner und Mirko Pantkowski festgelegt. Was gab den Ausschlag für diese Entscheidung – und wie schätzt du die Dynamik zwischen den beiden ein und wie ist der Entwicklungsplan für Rodion Schumacher?
JB: Cody Brenner hatte ein überragendes Jahr und das respektieren wir. Mit Mirko Pantkowski haben wir einen Torhüter, der bereits in der Vergangenheit seine Qualität unter Beweis gestellt hat. Dieses Tandem hat ein Top-Niveau. Aber wir sind überzeugt, dass beide noch mehr wollen und sich gegenseitig pushen werden. Zudem ermöglicht uns dieses deutsche Duo, noch einen weiteren Importspieler im Sturm einzusetzen. Für Rodion haben wir entschieden, dass er die meiste Zeit in der Oberliga spielen wird – denn was der Junge braucht, sind Spiele.
Trainerteam
CS: Kommen wir vom Goalie-Duo zum Trainerteam - auch hier hat sich vieles getan?
JB: Mit unserem neuen Performance Direktor Dr. Johan Merbah haben wir einen absoluten Fachmann im Trainerteam. Als Doktor der Biomechanik weiß er genau wie Bewegung und Kraft funktionieren müssen, damit es effizient wird.
Goalie und Video Coach Luca Endres ist ein Trainer, der absolut wissbegierig ist und sein Fachwissen gut transportieren kann. Er spricht die Sprache vor allem die der Generation unserer Torhüter.
Mit einem neuen Asisstenztrainer sind wir in den sogenannten letzten Zügen. Er ist ein großer Fachmann im Bereich Spielsystem und Spielerentwicklung. Wir freuen uns sehr darauf, ihn bald vermelden zu können.
Tom rundet alles mit seiner Erfahrung und Ausstrahlung ab und bildet mit den drei neuen Coaches ein starkes und vielversprechendes Trainerteam.
Mittelfristige Vision für den Club
CS: Was ist die übergeordnete Vision für die Löwen Frankfurt – und worauf kommt es an, um den Club dauerhaft in der PENNY DEL zu etablieren?
JB: Eine Saison ist ein Marathon, deshalb wollen wir erstmal die neuen Spieler schnellstmöglich optimal integrieren, als Team zusammenfinden und konstant(er) auftreten. Dies soll uns größtmöglichen Abstand zum Tabellenende bringen und helfen frühstmöglich die Klasse zu sichern, dann schauen wir was darüber hinaus noch möglich ist. Jeder Löwen-Fan soll spüren, dass da ein Löwen-Team auf dem Eis steht, das immer gewinnen will. Bis zur neuen Arena wollen wir es schaffen, erstklassiges Eishockey in Frankfurt möglich zu machen, wohl wissend, dass dies Jahr für Jahr nicht leichter wird.
Spielstil & Fanbindung
CS: Wie soll die Mannschaft in der kommenden Saison auftreten – und was dürfen die Fans von den Löwen Frankfurt erwarten?
JB: Wir müssen konstanter und disziplinierter Eishockey spielen. Wir müssen aus einer soliden Defensive kommen und dann vorne unsere Qualitäten ausspielen. Das genau in dieser Reihenfolge, sonst funktioniert es nicht. Niederlagen, vor allem wie letzte Saison zu Hause gegen Düsseldorf und Bremerhaven, dürfen in dieser Art und Weise nicht passieren. Wir müssen einen Gegner auch mal mit unserer Spielweise mürbe machen.
CS: Wir groß ist deine Vorfreude auf die kommende Saison?
JB: Ja die ist maximal. Wir arbeiten so intensiv daran, etwas Gutes aufs Eis zu bringen und ich will es jetzt sehen. Ich freue mich darauf, wenn die Mannschaft komplett ist und auf dem Eis steht und sich auf die neue Saison vorbereitet. Auch das Trainerteam kann es kaum abwarten, bis es August ist. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen.
CS: Jan vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und weiter viel Erfolg und viel Spaß in deinem neuen Job als Sportdirektor bei den Löwen Frankfurt.